Die Geschichte von Addie und Long Boy und wie sie beide fröhlichen Herzens auf anderer Leute Kosten lebten

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Der Leser sei gewarnt: das durchtriebene Pflänzchen Addie wird ihm gewiß das Herz stehlen. Aufs Stehlen versteht die Kleine sich nämlich, sie ist ein wahres Naturtalent. Das muß sogar der gewiefte Long Boy anerkennen, der die arme Waise unter seine Fittiche und in seine Gaunerschule nimmt. So lernt Addie schnell, wie man tränenseligen Witwen Prachtbibeln mit Widmung aus dem Jenseits andreht oder wie man eine schrottreife Karre in einen funkelnagelneuen Straßenkreuzer verwandelt, indem man einen hartgesottenen Gebrauchtwarenhändler elegant aufs Kreuz legt. Ihre Begabung läßt sie auch dann nicht im Stich, als es darum geht, Long Boy aus den Netzen einer wasserstoffblonden Schaubudenschönheit zu befreien, um ihn wieder fürs Geschäft flottzumachen. Und so kurven diese beiden schrägen Vögel im kanariengelben Cadillac zwischen Florida und Oklahoma fröhlich von einem Kaff zum anderen, nie um einen pfiffigen Trick verlegen, anderer Leute Geld in die eigene Tasche zu praktizieren. Immer machen die beiden ihren Schnitt, auch wenn einmal ein Geschäft schiefgeht. Eine abenteuerliche Flucht führt mitten hinein ins Dollar-Paradies der Baumwolle, mit der man besonders viel verdienen kann, wenn man sich nicht die überflüssige Mühe macht, sie anzubauen, ehe man sie verkauft. Größere Geschäfte – größere Gefahren: schon nahen im Foyer des Grand-Hotels von Memphis zwei dunkelgekleidete Herren mit den Handschellen, als Major Carter F. Lee alias Colonel Culpepper rettend eingreift. Er ist einer der Großen der Branche; unter seiner kundigen Anleitung macht Long Boy steile Karriere.