Die Geschlechtsbegründung

Roman

von

Paul Anatol Advocaat – Krankenscheinarzt und Kleinbühnen-Dramatiker – erwacht im Spitalsbett, mit Rauchgasvergiftung und Brandwunden an den Händen. Hat er – betrunken im Requisitenraum unter der Bühne den Worten des eigenen Stückes lauschend – den Brand am Bretterhaus-Theater verschuldet? Ihn gar absichtlich gelegt, wie die Polizei vermutet? War es, weil sein Sohn, der im Stück des Vaters einen Schwulen gibt, tatsächlich einer ist und der Vater ein Mitglied des Ensembles dafür verantwortlich macht? In vorgestellten Szenen und Dialogen spielt Advocaat die Geschichte seiner Familie durch: Selbst ein Findelkind, wollte er ein „Geschlecht begründen“, hat aber als Vater versagt. Sein geliebter erster Sohn ist an der Liebe zugrundegegangen, sein ungeliebter zweiter ist homosexuell, Advocaats Ehe zerstört, weil er – um seine kreative Potenz besorgt – mit der Vaterrolle nicht zurechtkam und sich – um weiterem Kindersegen vorzubeugen – sterilisieren ließ. Hat er dem zweiten Sohn die Homosexualität auf den Leib geschrieben? Schreiben wir alle einander Rollen auf den Leib und agieren somit selber jeweils in den Stücken der Anderen? Was ist Theater, was Wirklichkeit? Der Roman spielt mit den Vorstellungen, aus denen sich die sogenannte Realität ergibt, ohne unser Zutun, wie es scheint. Ein Roman über das Drama der Kreativität, das unvermeidliche Scheitern des Menschen in seiner Rolle als Verfasser des eigenen Existenz-Schauspiels.