Die Harlans. Eine Großfamilie französisch-hugenottischer Herkunft

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Der Hugenotte Jean Harlan flieht 1685 vor den „Dragonaden“ Ludwigs XIV. nach Deutschland und legt mit der Gründung eines Tabakgewerbes den Grundstein für den Wohlstand seiner Nachkommen.

Diese leben lange Zeit in einer so genannten „französischen Kolonie“, heiraten ausschließlich Hugenottinnen und pflegen französische Sprache und Lebensart. So gelingt ihre Integration in die deutsche Gesellschaft anfangs nur zögerlich.

Doch schon im 19. Jahrhundert sind die Nachkommen französischer Glaubensflüchtlinge so weit integriert, dass sie mit Begeisterung in den vom preußischen König ausgerufenen „Befreiungskrieg“ gegen Napoleon ziehen und im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 für die Gründung eines deutschen Einheitsstaates kämpfen.

Die Ablehnung zeitgenössischer französischer Politik ändert jedoch nichts an ihrer Wertschätzung französischer Kultur. In den Familien sprechen sie weiterhin Französisch und erziehen die folgenden Generationen im Bewusstsein des französisch-kulturellen Ursprungs der Familie.

Im öffentlichen Leben sind sie derweil schon lange angekommen. Sie etablieren sich als erfolgreiche Kaufleute und Unternehmer, steigen als Beamte im Staatsdienst in die preußische „Funktionselite“ auf und entdecken schließlich auch ihre künstlerischen Talente.

Einige bringen sich mit außergewöhnlichen Leistungen in die deutsche Gesellschaft ein. Louis Jacques Harlan gründet in Schwedt eine Tabakfabrik. David Hilbert, der „Einstein der Mathematik“ macht Göttingen zum Zentrum der Mathematik. Otto und Erich Harlan ermöglichen die Industrialisierung einer sächsischen Region. Wolfgang leistet Pionierarbeit im Flugzeugbau und Walter spielt eine bedeutende Rolle im Theaterleben Berlins. Er gilt als der Gründer der „Künstlerfamilie“ Harlan.