Die Innenseite Amerikas

Briefe eines 17-Jährigen an seine Eltern in Deutschland 1954 1955 | Eine gesellschaftlich-kulturelle Zeitreise in die Gegenwart

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Die zentrale Entdeckung in der amerikanischen Erziehung der 50er Jahre, wie ich sie „hautnah“ von der Innenseite her erlebte, war darauf bedacht, Kinder – und seien sie erst drei Jahre alt – ernst zu nehmen und ihnen die Freiheit zu geben, ihre Stärken und Schwächen und ihre Grenzen selbst herauszufinden, ihre jeweiligen Talente zu fördern und ihnen dadurch Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zu vermitteln. Diese Entdeckung darf ohne Übertreibung als das Vermächtnis meines amerikanischen Austauschjahres 1954/55 gelten, für das ich meinen amerikanischen Gasteltern, meinen damaligen Lehrerinnen und Lehrern und Mitschülern zutiefst dankbar bin und das bei allen noch immer vorhandenen Defiziten (wie offener und verdeckter Rassismus; unvorstellbarer Reichtum auf der einen und bitterste Armut auf der anderen Seite; öffentliche und private Energieverschwendung und ein unterentwickeltes ökologisches Bewusstsein so wie eine fundamentalistische Selbstgerechtigkeit ) – ein nicht hoch genug einzuschätzendes Plus auf der Habenseite zu verbuchen hat, das auch zu unserem künftigen materiellen und geistigen Reichtum beitragen könnte, wofür nicht zuletzt diese Briefe ein lebendiges und anschauliches Beispiel liefern.