Die Innerste

Erzählung

von

Die historischen Erzählungen Wilhelm Raabes, die sich mit der Zeit des Siebenjährigen Krieges befassen, gehören zu den großen Leistungen der deutschen Literatur des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Seine Geschichte vom „schreienden Fluss“ Innerste spielt im Jahr 1760 zwischen Wildemann und Lautenthal im westlichen Harz und zwischen Groß-Förste und Sarstedt bei Hildesheim. Zwei Frauen, Lieschen Papenberg und Doris Radebrecker (und zwei Mühlen: die Sägemühle am Ober-, die Kornmühle am Unterlauf der Innerste) bestimmen das Schicksal des Müllers Albrecht Bodenhagen. Geschichte, Krieg und Natur, Volksglaube, frühindustrielle Umweltzerstörung – und natürlich die Liebe – sind die Themen dieses spannenden Textes.

Die regionale Bindung der Erzählung ist deutlich: genau werden die Gegebenheiten der Schauplätze im Harz und am Unterlauf der Innerste beschrieben. Jeder Anrainer der „drei Fräulein“ Innerste, Ihme und Leine weiß, wie gern sie auch heute noch (oder gerade) über die Ufer treten. Andererseits kokettiert Raabe – ein Meister der Ironie – durch die oft wiederholte Benennung der Schauplätze mit einer Bedeutungseinschränkung des Beschriebenen. Die Schilderung einer vom Krieg versehrten Landschaft und der in ihr lebenden und leidenden Menschen weist weit über regionale Grenzen hinaus.

In der Themenwahl, vor allem aber auch in der formalen Gestaltung, ist Raabes Werk modern; es gehört zur Weltliteratur. Die Innerste ist sicher kein leichter, vor allem kein leichtzunehmender Text. Er verdient es, gelesen zu werden: 130 Jahre nach seiner Entstehung, 250 Jahre nach der Geschichte, die er erzählt.