Die Inselbewohner

Roman

von

Seit über zwanzig Jahren hütet Pawel Dubisz, der alte Nachtportier im Hotel „Piast“, sein Geheinmnis. Während er die wenigen Gäste abfertigt, die in der entlegenen Kleinstadt im polnischen Westen spät am Abend noch eine Unterkunft suchen, wendet er immer wieder den Blick auf den nachtschwarzen Himmel, aus dem die Bilder vergangener Tage emporsteigen: Tage seiner Liebe zu dem deutschen Mädchen Else, Tage des Ringens um die nationale Selbstbehauptung auf einer polnischen Sprachinsel im deutschen Reich. Er träumt von den kurzen Stunden unbeschwerten Glücks, denen Jahre der Scham und Schande folgten. Nur er allein weiß, wer der Vater jenes deutschen Mädchens ist, das nach der Befreiung im Lande blieb und mit Marcin, einem jungen Polen, zusammenlebt – allen Anfeindungen ihrer Umwelt zum Trotz. Heute – man schreibt das Jahr 1959 – ist die Insel längst wieder ans Festland getrieben, und Pawel Dubisz wünscht nichts sehnlicher, als sich den beiden jungen Leuten zu erkennen zu geben. Er ahnt nicht, dass er seine letzte Nachtschicht angetreten hat, und mit ihm wird auch die Erinnerung an das einstige Dasein jener Inselbewohner schwinden.