Die Jahre werden wie Hasen laufen

The Years Shall Run Like Rabbits

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Mit einem Zitat aus dem Gedicht As I Walked Out One Evening von W. H. Auden, einer Metapher für das Verstreichen der Zeit, hat Hellen van Meene (geb. 1972) ihre jüngste Monographie betitelt, die aus Anlass einer großen Retrospektive ihres Werks im Fotomuseum Den Haag (27.6.–1.11.2015) erscheint. Seit etwa zwei Jahrzehnten gehört die niederländische Photographin zu den bekanntesten und interessantesten Künstlerinnen ihres Landes. Ihr Thema, das sie seit ihren Anfängen Mitte der 1990er Jahre fast obsessiv verfolgt und immer wieder variiert, sind Portraits junger Mädchen im Übergangsstadium vom Kind zur Frau. Mit ebenso viel technischer Perfektion wie emotionaler Einfühlung gelingt es ihr, den fragilen Zustand „Pubertät“ in Bildern zu beschreiben, die berühren, oft auch verstören und in ihrer eigenständigen, inzwischen unverkennbaren Ästhetik überraschen.
Van Meenes Modelle sind keine professionellen Models. Es sind Kinder, junge Mädchen und Frauen – hin und wieder auch ein Junge –, die sie in ihrer Umgebung findet oder auf Reisen entdeckt. Sie lichtet sie auch nicht einfach ab, sondern inszeniert sie, lässt sie in teils befremdlicher Aufmachung und Kostümierung auftreten, im Freien oder in geschlossenen Räumen, allein oder seit Neuestem auch mit einer Doppelgängerin oder einem Hund an ihrer Seite. Mit ähnlich irritierenden, weil ungewöhnlichen Hunde-Portraits und Stillleben erweitert van Meene zur Zeit ihr motivisches Repertoire.
Martin Barnes, Kurator für Photographie am Victoria and Albert Museum, London, schrieb den einführenden Essay.