Virgil ist sein erklärtes Vorbild; Lukrez, Milton, Boyle, Newton und Shaftesbury prägen seine Ästhetik und Weltsicht; James Thomson, Geistlicher aus Schottland, den sein Bischof ermahnte, verständlicher zu predigen für die breite Masse. Statt den Rat zu befolgen, wurde er erst recht Dichter, ging nach London und legte mit dem fünftausend Zeilen langen Blankvers-Poem ‚The Seasons‘ (1726-30) ein Werk vor, das in seiner ebenso rauschhaften wie minuziös deskriptiven Feier des Schrecklichen und Erhabenen in der Natur ein Schlüsselwerk der europäischen Aufklärung wurde, ein Wunderwerk an Wortmusik, gepriesen von Rousseau, Dr. Johnson, Lessing, Wieland; in Malerei übersetzt von Gainsborough, Constable, Turner. (Hier der Beginn des ‚Sommers‘) Schon im 18. Jahrhundert ein halbdutzendmal ins Deutsche übertragen, ist es heute um ‚Die Jahreszeiten‘ still geworden: nicht einmal auf dem englischen Markt ist eine Ausgabe im Druck. Für Abhilfe sorgt die vorliegende Neuübersetzung in Jamben, die die Herausforderung des Textes mit präzis ausbalancierter Ekstase angenommen hat, ergänzt um Anmerkungen, ein Nachwort und das englische Original nach der Textfassung letzter Hand. ‚Der hohe classische Werth der Jahreszeiten des berühmten englischen Dichters Thomson ist in seinem Vaterlande und im ganzen literarischen Europa längst etwas so ausgemachtes, daß es sehr überflüssig wäre, nur Ein Wort mehr darüber zu sagen. Eine möglichst treue metrische Übersetzung dieses großen poetischen Kunstwerkes in unsere Sprache, war in mehreren Hinsichten wünschenswerth; aber gewiß eine der schwersten Aufgaben.‘ Christoph Martin Wieland, Neuer Teutscher Merkur, Juni 1810
- Veröffentlicht am Montag 23. Dezember 2024 von Urs Engeler
- ISBN: 9783905591682
- 440 Seiten
- Genre: Belletristik, Deutsch-Englisch, Zweisprachige Ausgaben