Die Katholische Kirche in Thüringen (1785-1914)

Forschungen im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz

von

Das Geheime Staatsarchiv in Berlin versteht sich als „Haus der Geschichte“, als „Gedächtnis Preußens“.
Es leistet so einen Beitrag zur Erinnerungskultur. Die von Dr. Arno Wand ausgewerteten Archivalien dokumentieren das Leben der katholischen Gemeinden im preußischen Regierungsbezirk Erfurt (Provinz Sachsen, Magdeburg als Sitz der Oberpräsidenten), freilich mehr aus der Sicht der Staatsministerien.
Katholische Kirche in Thüringen gab es in nachreformatorischer Zeit nahezu ausschließlich nur noch im kurmainzischen Eichsfeld und der Stadt Erfurt. Das kurmainzische Gebiet Thüringens und die beiden protestantischen Reichststädte Mühlhausen und Nordhausen (mit dem katholischen Reichsstift „Heilig Kreuz“) fielen nach 1802 Preußen zu. Katholische Kirche und protestantischen Preußen ist per se ein Themenkomplex voller Spannung und Dialektik, voller Polemik und mit mancherlei Klischees behaftet. Die Kirche in Thüringen war in die theologischen Strömungen und politisch-kulturellen Stürme der Zeit eingebunden. Sie musste ihren Paltz im Gefüge der jeweiligen Strukturen finden und sich behaupteten. Der Autor kann die Leser mit vielen unerwarteten Neuigkeiten überraschen. Er bezieht, soweit es die Akten der preußischen Staatsbehörden ermöglichen, die Kirchensachen des „Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach“ in seine Abhandlung ein und liefert so themenbezogen ein differenziertes Bild von Staat und Kirche. Auch geben die Darlegungen Einblick in die Nöte der sich bildenden thüringischen Diasporakirche, einschließlich der Militärseelsorge. Das Geistliche Gericht Erfurt und das Bischöliche Kommissariat Heiligenstadt bildeten nach 1821 für den Paderborner Diözesanbischof wichtige Stützpunkte und Außenposten der kirchlichen Verwaltung.