Die kritische Edition von Hitlers »Mein Kampf« aus ethischer Sicht

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Die kommentierte Neuveröffentlichung von Hitlers »Mein Kampf« ist in der Lage, die Gesellschaft zu spalten. Die einen sehen durch die Ausgabe eine Chance auf eine historische Aufarbeitung, für die anderen könnte eine leidvolle Erinnerung an den Holocaust entstehen. Darf man eine kritische Edition von Hitlers »Mein Kampf« veröffentlichen und damit die Gefühle und Empfindungen der Holocaust-Opfer verletzen bzw. der Nichtbeachtung zuführen? Dafür spricht natürlich zuallererst das wissenschaftliche Interesse des Historikers, die eigene Geschichte angemessen aufzuarbeiten und der Demokratie einen wertvollen Dienst zu erweisen, die Lügen bzw. Halbwahrheiten Hitlers noch einmal in wissenschaftlicher Art und Weise zu demonstrieren, den Opfern Genugtuung zu verschaffen und momentanen rechtspopulistischen bzw. rechtsradikalen Strömungen in der Gesellschaft den Boden zu entziehen. Die Darstellung soll zugleich deutlich machen, dass das Projekt des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) ethisch unter Abwägung aller Vor- und Nachteile gerechtfertigt und der entsprechenden Wertschätzung würdig ist.