Die kürzeste Entfernung zwischen uns

Erzählungen

von

Baris Biçakçi erzählt eine in Form und Perspektive ungewöhnliche Entwicklungsgeschichte: Der Ich-Erzähler entwirft in 24 kurzen Episoden seinen Alltag im Alter von etwa 5 bis 25 Jahren, und erzählt wie nebenbei vom Aufwachsen in Ankara, davon, was einen Heranwachsenden bewegt, wie einmal wichtige Dinge allmählich anderen weichen, wie sich das Verhältnis der Generationen zueinander verschiebt. Auch dringt die schwierige Lage der Familie aufgrund der plötzlichen Arbeitslosigkeit des Vaters vor dem Hintergrund der politischen Berufsverbote der 1980er Jahre immer wieder durch. Die einzelnen Szenen mögen von einem entflogenen Vogel oder dem Kaugummi im Haar des kleinen Bruders handeln, vom Briefmarkentausch oder vom unerträglich werdenden Aufenthalt beim Onkel, von einer Fahrt mit der alt gewordenen Großmutter zum Krankenhaus oder von der Hochzeit des Bruders – Jede Beziehung wird über die Jahre hin mit großer Intimität eingefangen und schimmert als etwas Besonderes auf. Wir sitzen unter dem Fokus seiner Erinnerung, werden sicher und genau in seiner Perspektive durch seine Szenen geführt und erleben aus großer Nähe mit dem allmählich sich wandelnden Sprachduktus das Erwachsenwerden des Erzählers mit. Auf diese Weise ersteht eine Welt, ‚in der nichts so ist, wie es war oder erlebt wurde, sondern so, wie es erinnert wird‘. Ein Buch, das uns einen neuen Blick auf unsere Kindheit schenkt.