Diese literarhistorische Studie befasst sich mit dem Lebensprogramm der Décadents zur Zeit der Jahrhundertwende in Joris-Karl Huysmans Gegen den Strich (1884), Oscar Wildes Das Bildnis des Dorian Gray (1890) und Hugo von Hofmannsthals Das Märchen der 672. Nacht (1895). Besondere Berücksichtigung findet das in dem jeweiligen Lebensprogramm deutlich werdende Verhältnis zu Körper, Leib und Leben. Es wird aufgezeigt, dass die Opposition der Décadents zu Gegebenem weiter reicht, als bisher in der Forschungsliteratur entwickelt. Sie revoltieren nicht nur gegen zeitgenössische Haltungen und die Gesellschaft (etwa das positivistische Körperverhältnis, utilitaristische Denken, herrschende Moral, Konventionen), sie lehnen sich gegen jegliche Prägung und Determination auf und begehen eine intellektuell-ästhetisch konzipierte Körper-, Leibes- und Lebensflucht. Ein damit verfolgtes Ziel ist es, sich von der natürlichen Aussagekraft des Körpers und seiner Beschaffenheit zu befreien. Dabei zeigen sie ein experimentelles ästhetisches Verhältnis zu ihrem Körper, den sie nicht nur manipulieren und für ihren autonomen Selbstausdruck inszenieren, sondern auch demontieren: Ihre Rebellion gegen jedwede leibliche Einschränkung findet in der Nachaußenverlagerung bestimmter Aspekte des Individuums in ästhetizistische Objekte ein neues Feld. Damit vollziehen sie einen Entwicklungsschritt im Rahmen der Körperkodierung auch unter dem Aspekt etwa ausgewählter Ersatzkörper. […]
- Veröffentlicht am Samstag 24. April 2021 von epubli
- ISBN: 9783754112717
- 380 Seiten
- Genre: Belletristik, Essays, Feuilleton, Interviews, Literaturkritik