Die Madonna mit dem Fischleib

Roman

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Die kleine Smaragdí gilt allen in ihrem Dorf als bezaubernder «Nixenfindling». Als sie zur Frau heranwächst, muss sie jedoch erfahren, dass ihr exotisches Wesen einen gefährlichen Reiz besitzt. Dem abergläubischen Inselvolk erscheint sie als Verlockung und Verhängnis zugleich.

Im Mittelpunkt des Romans steht das Schicksal eines Findlings. Die kleine Smaragdí empfängt bei ihren Zieheltern Liebe und Zuneigung, sie begegnet schlichter Daseinsfreude und anrührender Herzensgüte. Doch allzu früh lernt sie auch die dunklen Seiten des Lebens kennen: die Rohheiten und grausamen Verfehlungen geliebter Menschen.
Am eigenen Leib muss Smaragdí erfahren, dass ihr neues Zuhause – die äolische Insel Lesbos – kein idyllisches Arkadien ist, sondern eine Welt voll triebhafter Gewalt. Ihr exotisches Wesen verleiht ihr einen verhängnisvollen Zauber: Mit ihrem goldenen Haar und dem unstillbaren Drang, sich tief in die kristallenen Meeresfluten zu stürzen, gilt sie den Einheimischen als Nymphe, die allen, die sie lieben, erst höchste Erfüllung und dann abgrundtiefes Verderben bringt.
Stratis Myrivilis hat in seinem hellenischen Schlüsselroman kunstvoll Realistisches, Mythisches und Parabelhaftes ineinander verflochten. Die lebensnahen Bilder des Insellebens sind dicht durchwoben von einer dreitausendjährigen Tradition, von antiken Legenden und uraltem Volksglauben. So trägt die von den Fischern und Ölbauern verehrte Madonna mit dem Fischleib sowohl Züge der Gottesmutter als auch solche der sagenumwobenen Meernixe, ist Wohltäterin und Rächerin zugleich.