Die monistische Naturphilosophie im deutschsprachigen Raum um 1900 und ihre Folgen

Rekonstruktion und kritische Würdigung naturwissenschaftlicher Hegemonialansprüche in Philosophie und Wissenschaft

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Die Reichweite und Grenzen der Erkenntnismöglichkeiten der Naturwissenschaften und damit des philosophischen Naturalismus sind heftig umstritten. Im Rahmen der Diskussionen um die „monistische Naturphilosophie“ des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die vor allem von dem Darwinisten Ernst Haeckel, dem Chemie-Nobelpreisträger von 1909 Wilhelm Ostwald und dem Psychiater und Hirnforscher August Forel entwickelt und vertreten wurde, kamen sowohl von naturalistischer als auch von antinaturalistischer Seite teilweise bereits sehr ähnliche Positionen und Argumente zum Tragen wie in den aktuellen Debatten, wenn es andererseits auch signifikante Unterschiede gab.
Im Gegensatz zur überwiegenden nur kulturhistorischen Beschäftigung mit den Monisten werden deren Überlegungen in dieser interdisziplinären Untersuchung zwar unter Berücksichtigung der zeitgenössischen Diskurse rekonstruiert, dabei aber auch philosophisch ernstgenommen. Die Argumentationsfiguren, die sich zu verschiedenen naturalistischen Teilproblemen noch in der aktuellen Diskussion finden und nach wie vor umstritten sind, sowie solche, die zu Unrecht in Vergessenheit gerieten, werden einer systematischen kritischen Würdigung unterzogen. Hierbei werden die Stärken, aber auch einige Schwächen und prinzipielle Grenzen des philosophischen Naturalismus deutlich.