Die Nase der Sphinx

von

Günter Hartmann hat seine Freunde lange auf das erste Buch warten lassen. Er wollte lieber Salz in der Suppe anderer sein. Nun juckt seiner Sphinx die Nase, die ihr fehlt. Um im Bild zu bleiben, das kratzt ihn. Knapp und lakonisch, sarkastisch und sardonisch sind die Gedichte. Seine Sprache wehrt sich gegen ihren Missbrauch. Spitzfindig spielt er mit verborgenen Botschaften, die er aus dem Alltag herausklaubt. Manches wird auf den Kopf gestellt, um verstanden zu werden. Er holt vom Sockel, was andere umtanzen. Sein Respekt vor Heiligen Kühen ist abhanden gekommen. Was dafür ausschlaggebend war, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Das erinnert an die abgeschlagene Nase seiner Sphinx. An dieser Stelle trägt er einen besonderen Riecher. Damit ist er dem Wesentlichen auf der Spur. Zwischen Friedhof und Freiheit, zwischen Kreuzen und Katzenköpfen lässt er uns aufschrecken. Seine Gedichte leben weniger von Sprachbildern, aber Sprache formt er gern zu Bildern. Besser gesagt zur bildlichen Darstellung. Form ist für ihn Gestaltungsmittel. Konträr und konform mit zugeordneten Fotos erschließen sich seine Botschaften. In dem Grafiker Michael Olm hat er den Partner gefunden. Sprache, Bild und Form führen zu neuem Inhalt. Phantasievoll gestaltet er diesen Gedichtband. Metamorphosen eines hartnäckigen Poeten, der seine Leser verdient.