Die Prozessphilosophie Alfred North Whiteheads und die Physik des 20. Jahrhunderts

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Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Prozessphilosophie Alfred North Whiteheads (1868-1947). Whiteheads Prozessphilosophie ist eine systematische philosophische Kosmologie, die auf einer begrenzten Menge von Axiomen aufbaut. Ihr Anspruch ist, alle Arten der Erfahrung des Menschen in Raum und Zeit, und schließlich Raum und Zeit selbst, auf ein System von elementaren prozesshaften Entitäten und deren Wechselwirkungen zurückzuführen. Aufgrund ihrer Zielsetzung und der Art und Weise, wie sie es unternimmt, ihren Anspruch einzulösen, ist die Prozessphilosophie im 20. Jahrhundert einzigartig. Aufgabe der vorliegenden Arbeit ist es, diese Kosmologie hinsichtlich ihrer naturphilosophischen Aussagen und Implikationen mit den wichtigsten Theorien und Ergebnissen der Physik des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts zu vergleichen.

Drei Thesen motivieren diesen Vergleich:
(1) Die Prozessphilosophie ist als philosophische Kosmologie ein Gegenentwurf zum Partikularismus der Postmoderne. Sie ist geeignet das Denken in isolierten Erfahrungshorizonten und wissenschaftlichen Disziplinen in Richtung einer alle Bereiche der menschlichen Erfahrung umfassenden Kosmologie zu überschreiten.
(2) Die Prozessphilosophie lässt sich als naturphilosophischer Systementwurf auffassen, der die Begriffe Raum, Zeit, Materie und Wechselwirkung einer neuen Bedeutung zuführt, und zu einem neuen logisch konsistenten und kohärenten System verbindet.
(3) In ihren naturphilosophischen Aussagen ist die Prozessphilosophie so gehaltvoll, dass ein Vergleich ihrer Positionen mit Theorien und Erkenntnissen der Naturwissenschaft möglich ist.