Die Reise zweier Jungen nach Europa

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In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte Memmed Said Ordubadi (1872-1950) eine spezielle Stelle und Rolle in der Entwicklung der literarischen Prosa Aserbaidschans. Als Schöpfer einer neuen Gattung der aserbaidschanischen Literatur, nämlich der historischen Romangattung, erlangte M.S. Ordubadi großen Ruhm. Der berühmte Meister bereicherte die aserbaidschanische literarische Prosa sowohl mit neuen Themen, der Beschreibung der historischen Ereignisse und Persönlichkeiten als auch mit neuen Gattungen in Form von erzählerischen Werken.
M.S. Ordubadi wurde 1872 im alten Wissenschafts- und Kulturzentrum Ordubad in der Region von Nachtschivan geboren. Sein Vater Fakir Ordubadi (1836-1886) war der bekannteste Dichter seiner Zeit. Die Rolle des Lehrers, Dichters und Aufklärers Mahammad Taki Sidki (1854 – 1903), der in der Stadt Ordubad eine neue Schule eröffnet hatte, muss in M.S. Ordubadis literarischem Schicksal besonders betont werden.
In der aserbaidschanischen Prosa hat M.S. Ordubadis „Die Reise zweier Jungen nach Europa“ einen eigenartigen Platz. Dieses Werk wurde in den Jahren 1907 – 1908 teilweise in der Zeitung „Taze Hayat“ (Neues Leben) unter der Redaktion von Haschimbey Vezirov in dem arabischen Alphabet in Baku gedruckt. Wegen der Darstellung der westlichen Lebensweise, wegen des Ausdrucks der Sympathie für Europa wurde dieses Werk während der sowjetischen Regime nicht in dem kyrillischen Alphabet gedruckt.
In diesem Reisebericht wurde Deutschland als allseitig entwickeltes Land zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschrieben. Nach Meinung des Schriftstellers wurde in Deutschland „auf dem Weg des Fortschritts ein sehr mutiger Schritt getan“. Die allseitige Entwicklung in Deutschland angefangen von der Post bis zu den Universitäten, von der Landwirtschaft bis zu der Industrialisierung, der Medizin, der Baukunst und den Museen hat die Aufmerksamkeit des Schriftstellers auf sich gezogen.
Prof.Dr. Isa Habibbeyli