Bei der Diskussion über die Zwangsumsiedlung der Armenier während des Ersten Weltkriegs richtet sich die Aufmerksamkeit primär auf die Geschehnisse zwischen 1915 und 1918. Für manche Publizisten beginnt die Historiografie über die osmanischen Armenier gar erst 1915, obwohl die historischen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen vor und nach dem Ersten Weltkrieg allgemein bekannt sind. Mit dem Thema der Rückkehr von umgesiedelten Armeniern nach Anatolien hat sich bisher kaum ein Wissenschaftler auseinandergesetzt. Diesem Forschungsdesiderat hat sich der Autor dieser Untersuchung gewidmet. Die Ergebnisse des Historikers Adem Günaydın aus dem Osmanischen Archiv des Ministerpräsidialamtes zeigen, dass nach einem Beschluss der osmanischen Regierung zwischen 1918 und 1920 schätzungsweise 300.000 Armenier nach Anatolien zurückgekehrt sind. Dies bringt den Diskurs über die Zwangsumsiedlung in ein neues Licht und eröffnet neue Fragen. Welche Gründe waren ausschlaggebend, dass mehrere hunderttausend Armenier in ihre alte Heimat zurückgekehrt sind? Welche Rolle spielte dabei die osmanische Treuhandgesellschaft? Welche rechtlichen Möglichkeiten besaßen die Zurückgekehrten und wie viele blieben vor Ort oder veräußerten Ihren Besitz? Was bedeuten die Forschungsergebnisse für die Gesamtthematik? Diese und andere grundlegende Fragen beantwortet der Autor in seinem exzellent ausgearbeiteten quellenbasierten Erstlingswerk.
- Veröffentlicht am Freitag 9. Februar 2018 von Manzara Verlag
- ISBN: 9783939795889
- 192 Seiten
- Genre: Geschichte, Sachbücher