Die schmutzigen Füße

von

Askia fährt Taxi in Paris, vornehmlich nachts. Er ist illegal, sein Taxischein gefälscht, sein Zimmer mit dem ewig tropfenden Wasserhahn schwer zu ertragen. Eines Abends steigt eine Frau in seinen Wagen. Sie mustert sein Gesicht im Rückspiegel und sagt:
»Sie erinnern mich an jemand. Einen Mann mit Turban, der mir vor ein paar Jahren Modell gestanden hat …« Die Frau heißt Olia, stammt aus Sofia und ist Fotografin. Und der Mann mit dem Turban muß Askias Vater sein, den er auf dem langen Weg aus Mali verloren hat. Kurz vor ihrem Tod hat seine Mutter ihm noch erzählt, der Vater sei nach Paris gegangen. Askia sucht ihn. Nun hat er eine erste Spur. Immer wieder begegnet er Hinweisen auf einen geheimnisvollen Mann mit blütenweißem Turban. Ist das der verlorene Vater?
Die Familie mußte aus Mali flüchten, weil kein Regen mehr fiel, die Felder verdorrten und das Vieh verdurstete. Unterwegs wurden sie verspottet als »die schmutzigen Füße«. Mutter und Sohn blieben
an der Küste Togos, der Vater zog weiter. Askia folgt ihm Jahre später, ständig begleitet von der schmerzhaften Erinnerung an den Hund Pontos auf der Müllhalde von Trois-Collines.

Dieser mythische Roman über die Suche nach einem Vater klingt lange nach, weil die Zeitebenen und die Orte sich durchdringen und vermischen. Und weil durch Edem Awumeys Sprachkunst ein Gebilde entsteht, das zwar nur in Worten existiert, mitunter aber wirklicher erscheint als die sogenannte Wirklichkeit.