Die Sinalco Epoche

Essen, Trinken, Konsumieren nach 1945

„Böse Zungen behaupten, manche Frau würde eher den Ehemann entbehren wollen als den geliebten Kühlschrank. So sehr hat sie sich an ihn gewöhnt.“

Erbsensuppe, Hawaii-Schnitzel, Tiramisu und Vollkornkekse – so könnte ein Menü mit zeittypischen Speisen der Nachkriegsjahrzehnte aussehen. Erbsen symbolisieren den kargen Speisezettel der durch Hunger, Mangelwirtschaft, Hilfslieferungen, Hamster- und Schwarzmarktwesen geprägten ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Hawaii-Schnitzel steht für den erfolgreichen Wiederaufbau und den bescheidenen Wohlstand der 1950er und 1960er Jahre, der vereinzelte exotische Zutaten wie Ananas und einen regelmäßigeren Fleischkonsum ermöglichte. Ab den 1970er Jahren ist die tägliche Ernährung durch eine zunehmende Vielfalt und Internationalisierung gekennzeichnet – Spezialitäten verschiedener Länderküchen entwickelten sich zu Modespeisen. Die 1980er Jahre brachten insofern eine Neuorientierung, als nun nicht mehr Masse und Üppigkeit des Essens im Vordergrund standen, sondern verstärkt Aspekte der Gesundheit, Fitness und Schönheit Gewicht erhielten. Parallel zu den Essgewohnheiten veränderte sich auch das Einkaufsverhalten in augenfälliger Weise: der Greißler am Eck wurde durch Selbstbedienungsläden mit umfangreichem Angebot abgelöst, und beim Konsumieren ging es zunehmend auch um die Erlebnisqualitäten des Einkaufens.