Die Suche des Weihnachtsmannes

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Allabendlich verlässt Stella das Museum durch den Hintereingang, in dem sie als Ethnologin arbeitet. Am ersten Advent soll dort die Ausstellung mit dem Thema „Weihnachten in anderen Ländern“ eröffnet werden, an der sie seit mehreren Wochen arbeitet. Stella selbst erlebt das Weihnachtsfest seit Jahren nur als stille Beobachterin. Sie lebt zurückgezogen in einer kleinen Dachgeschosswohnung in einem vierstöckigen Haus in der Innenstadt, in deren Erdgeschoss sich das kleine Teegeschäft der ungewöhnlichen Inhaberin Rose befindet.
Kurz nach der Eröffnung der Ausstellung begegnet Stella in einem der Ausstellungsräume einem älteren Herrn im grauen Wollmantel und kommt mit ihm ins Gespräch. Sie ist gerührt von seiner beinahe kindlichen Begeisterung an ihrer Ausstellung und lässt sich hineinziehen in seine kleinen ganz besonderen Geschichten, die er zu erzählen hat. Dass der graumelierte sympathische Herr, der sich Richard nennt, in Wirklichkeit der Weihnachtsmann ist, der seinen bisherigen Job in einer zwischenmenschlich erkalteten und konsumorientierten Welt schon vor Jahren an den Nagel gehängt hat, ahnt sie zunächst nicht.
Seitdem Richard seine bisherige Aufgabe verloren hat, ist er auf der Suche nach den letzten magischen Momenten dieser Zeit. Als er auf Stella trifft, die eine besondere Gabe hat, spürt er, dass sich mit dieser Begegnung für ihn etwas ändern wird, und so wird er zum häufigen Besucher ihrer Ausstellung. Richard kehrt schließlich auch in Roses Teegeschäft ein, lernt dort Noel kennen und verliebt sich in Rose.
Noel ist ein zwölfjähriger Junge, der mit seinem vielbeschäftigten Vater Christoph zusammenlebt und das Weihnachtsfest nur als märchenhafte Geschichte kennt, die so gar nicht zu seiner Lebensrealität passt. Nach der Schule bummelt er gerne alleine über den Weihnachtsmarkt und verirrt sich nicht selten in das Teegeschäft von Rose, die ihn mit heißem Tee und selbstgebackenen Plätzchen versorgt.
Erwähnt werden muss schließlich noch Sebastian, der in seinem Stand auf dem Weihnachtsmarkt magische Gewürzmischungen verkauft, dessen Rezepte er gelegentlich aus unbekannter sowie ihm unerklärlicher Quelle erhält und der außerdem als Glasbläser sowie Schauspieler arbeitet.
Weil Richard das Zaubern einfach nicht lassen kann, ahnen seine neuen Freunde bald, dass sie es mit einem ganz besonderen älteren Herrn zu tun haben, und helfen ihm schließlich jeder auf seine Weise seiner Verantwortung in einer kalten und materiellen Welt wieder gerecht zu werden.