Die Toten sind immer die anderen

Späte Gedanken an eine Jugend zwischen den Kriegen. Eine Lebenserzählung

von

Rudolf Kreis, Jahrgang 1926, zieht den Leser in den Bann des frühen 20. Jahrhunderts, der Zeit vor den großen Katastrophen. Wir erleben die Armut in der Eifel und den letzten Abglanz der Kaiserzeit. Von der familiären Tiefenerinnerung und den Kindertagen an Rhein und Mosel geht es über die Kriegserlebnisse in der Normandie und die anschließende Gefangenschaft zu den historiografischen Deutungen unserer Tage.

Wir begegnen Gerhard Nebel, der Großmutter »Brasiljisch Marie« und als Retter in der Stunde Null den Großen unserer geistigen Tradition wie Goethe, Heine und dem »Entnazifizierer Nietzsche«. Kreis rekonstruiert minutiös. Er bezieht seinen Maßstab für Gut und Böse nicht aus der Hoffnung auf geschichtsmächtige Potenzen. Selbst die Deutungen, die er zu verschiedenen Zeiten versucht, werden erlebt, sie sind widersprüchlich und vielfältig wie das Geschehene auch. Nach dem Krieg wird Rudolf Kreis Gymnasiallehrer und Literaturwissenschaftler. Seine »Lebenserzählung« endet im Jahre 1945, der Rest ist Epilog.