Die Undankbarkeit der Kinder

Erzählungen

von

Souverän bewegt sich Wolfgang Pollanz zwischen den Literaturgenres und legt nach einem zweisprachigen Gedichtband, einem Roman und einer kenntnisreichen Hommage an 33 ausgewählte Pop-Songs nun einen Band mit Erzählungen vor, in dem er sich erneut als Vielgereister mit einem ausgeprägten Gespür für die Nuancen des menschlichen Seins erweist.
Wir begegnen dem Erzähler als Lokalbetreiber in Berlin, als einem mit sich und der Welt hadernden Fotografen, als psychisch Gefangenem im Haus der verstorbenen Großmutter, als Teil eines schräg-skurrilen Familiengefüges oder als gescheitertem Gründer einer Musikband; wir sind bass erstaunt, wenn wir von Runterholen und Onanieren und Wichsen und Pickeln auf der Vorhaut lesen, und irgendwie erleichtert, wenn in der nächsten Geschichte sich die Lichter von Trogir wie glitzernde Glasperlen im Meer spiegeln. Spätestens, wenn der Erzähler sich als Hypochonder outet und uns mit allen möglichen – vor allem aber unmöglichen – Ängsten konfrontiert, wird klar, warum Pollanz diesem Erzählband die Feststellung vorausschickt:
„Alle Geschichten und Personen, auch der Ich-Erzähler, sind völlig frei erfunden und an den Haaren herbeigezogen.“