Nach der Neuausgabe von Gina Kaus’ Roman Die Verliebten im Igel Verlag wird nun erstmals eine Sammlung von kürzeren Prosatexten der Schriftstellerin vorgelegt, die in Zeitungen und Zeitschriften der zwanziger und dreißiger Jahre erschienen. Gina Kaus (1893-1985), die vor allem als Romanautorin bekannt geworden ist, zeigt sich in diesen erzählerischen und essayistischen Texten als kluge und scharfsichtige Beobachterin und Kommentatorin der Zwischenkriegszeit, wobei sie sowohl feuilletonistisch zu unterhalten als auch kritisch zu analysieren versteht. Wie in ihren Romanen gilt Kaus’ Interesse auch in ihrer „kleinen Prosa“ besonders den Irrungen und Wirrungen in den Beziehungen der Geschlechter, vor allem der problematischen Rolle der „neuen Frau“, deren Emanzipationsbestrebungen in stetige Konflikte mit den traditionellen Gesellschaftsstrukturen geraten. Die oft mit ironischem Blick und in leichtem Erzählton unterhaltsam gestalteten Alltagsbeobachtungen offenbaren in Gina Kaus’ sozialkritisch-psychologischer Betrachtung immer wieder tragische Hintergründe. So gibt die Schriftstellerin eindrucksvoll Auskunft über das unsicher-schwankende Lebensgefühl einer von Krisen belasteten Zeit des Umbruchs, die zum Mythos der „goldenen“ oder „wilden“ zwanziger Jahre verklärt worden ist.
- Veröffentlicht am Mittwoch 20. November 2024 von Igel
- ISBN: 9783896211149
- 254 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur, Hardcover, Softcover