Die Wahrnehmung des Dichters

Über Poesie und Wirklichkeit

von

Die Frage, woraus Dichtung entsteht, beunruhigt den amerikanischen Lyriker Charles Simic. In seinen Essays entdeckt er bei sich selber und einer Reihe großer amerikanischer Vorläufer den Zweifel, die „ungewisse Gewissheit“ als poetisches Prinzip. Emily Dickinson, Wallace Stevens, Williams Carlos Williams, aber auch die europäischen Surrealisten und der serbische Dichter Vasko Popa tragen bei zu jener skeptischen Mystik, die Simic gleichermaßen mit Hieronymus Bosch und mit Buster Keaton teilt. Nicht weniger luzide zeigt Simic auch, wie sich im Zerfall Jugoslawiens der Zweite Weltkrieg spiegelt: Aus dem Riss durch die Welt quellen Dämonen der Erinnerung und das Licht der Kunst, und was W. G. Sebald von Bayern nach England trieb, trieb Charles Simic von Belgrad nach New York.