Die Wiedergewinnung des Politischen

Hannah Arendts Auseinandersetzung mit Platon und Heidegger

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Hannah Arendt konstatiert ‚fragwürdige Traditionsbestände im politischen Denken‘, die bis in die Neuzeit reichen und auf Platon zurückgehen. Sie will mit einer philosophisch-metaphysischen Tradition brechen, in der sich alle Politik dem Wahrheitsanspruch der Philosophie unterordnete. Mit ihrer Kritik fordert sie daher im Politischen ein anderes Denken und Sprechen als in der Philosophie. Aber diese Abweisung der Philosophie ist nicht identisch mit dem Ausschluß der „Wahrheit“ aus dem politischen Geschehen. Dabei geht es ihr um die Formulierung eines politischen Wahrheitsbegriffes, nämlich um die ‚Wahrheit einer Tatsache‘, die die platonische Suche nach einer verbindlichen, unverän-derlichen Wahrheit ersetzen soll. Tatsachen werden erst in der Pluralität der Wahrnehmung kommunizierender Menschen sichtbar und auf dem Weg über die kontingente, weil stritti-ge Urteilsbildung zum Gegenstand von Meinungen. Die Meinung hat ihre Basis in der unhintergehbaren Tatsache und wird damit wahrheitsfähig. Was bei Platon als doxa abge-wertet wurde, wird bei Arendt in vollem Umfang rehabilitiert.

Im Rahmen dieser Auseinandersetzung bezieht sich Hannah Arendt vornehmlich auf Platon und Heidegger. Dem einen, Platon, kommt die Rolle des Widerparts zu, während der andere, Heidegger, als Stichwortgeber für den neuen Zugang zum Wahrheitsproblem figuriert. Diese Untersuchung will aus diesem Segment im Denken Arendts jenen Zusam-menhang von Wahrheit und Politik aufweisen, der für Arendt die Voraussetzung alles Politischen ist: ‚Der Sinn von Politik ist Freiheit.‘