Dornenfelder

von

In dieser biographischen Skizze zeichnet der Philosoph Hamid Reza Yousefi sein bewegtes und bewegendes Leben nach. Er erzählt von seiner ersten Heimat Iran, seiner Kindheit, von den Umständen, die ihn zum Verlassen seines Landes bewegten und seinem Migrantenschicksal in Deutschland. Besonders würdigt er den Fundamentaltheologen Adolf Kolping (1909-1997), der Yousefi nicht nur die grundlegenden Kenntnisse zu seiner wissenschaftlichen Ausbildung vermittelt, sondern seinem Leben einen neuen Sinn verliehen hat.

Yousefi, der sich als ein ›Insider und Outsider‹ zugleich bezeichnet, bringt uns seine interkulturellen Erlebnisse und Erkenntnisse aus der erfrischenden Perspektive eines Menschen nahe, der die Welt nicht nur in Schwarz und Weiß, sondern in vielerlei Schattierungen wahrnimmt. Er führt die Bedeutung eines offenen Dialogs über Gemeinsamkeiten und Unterschiede vor Augen, ‚eine dialogische Form, das Andere zu sehen und mit ihm eine Verständigung zu suchen.‘ Damit öffnet er Türen, durch die es sich zu gehen lohnt: intellektuell, emotional, liebevoll und mit unendlich viel Verständnis. So schafft er ein neues Genre: die Brückenliteratur.

Yousefi ist es gelungen, was vielen Menschen verwehrt bleibt: er hat Deutschland zu seinem zweiten ›Zuhause‹ gemacht: ‚Einem Land‘, schreibt er, ‚das meine zweite Heimat geworden ist, einer Kultur, die ich schätze und einer Sprache, die ich gerne spreche.‘ Er erzählt gelernt zu haben, ‚Nachteile als Gelegenheiten zur weiteren Entfaltung‘ seiner ‚Ideen zu nutzen. Schließlich ist kein Nachteil so groß, dass sich hieraus nicht auch ein Vorteil ergäbe.‘

Mit diesen Maximen eröffnet er sich neue Horizonte und erweitert seine Identität. Und mehr noch: In der deutschen Kultur lernt er die iranische Geschichte neu kennen – und umgekehrt. Er macht sich Gedanken, weit hinausgehend über das Alltägliche: Schafft man es wirklich in einer anderen Gesellschaft anzukommen? Oder bleibt man ein Insider und Outsider zugleich, ein Grenzwanderer, der in seiner Gedankenwelt trotz allem allein bleibt? Ist ein anderswo Geborener sein Leben lang ›Ausländer‹ – auch wenn man längst Staatsbürger eines Landes wurde? ‚Wer seine Heimat, wenn auch für kurze Zeit, verlassen hat‘, schreibt Yousefi, ‚weiß auf seine Weise, dass kein kultureller Ortswechsel spurlos am Menschen vorübergeht; jeder Wechsel ist eine Horizonterweiterung, ein Geständnis an die Vielfalt unserer Welt.‘