Dossier

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Seit ihrem ersten, sehr erfolgreichen Roman Die Züchtigung (1985) steht Anna Mitgutsch in vorderster Reihe des österreichischen Literaturgeschehens. In diesem Buch traf sie einen neuen, unerbittlichen Ton für das Thema der Mutter-Tochter-Beziehung. Die unverwechselbare erzählerische Intensität ist inzwischen zum Kennzeichen des Schreibens dieser Autorin geworden. Seit dem fulminanten Debüt ist das Werk von Mitgutsch auf acht Romane angewachsen, ein Œuvre, das in verschiedenen Motivverdichtungen und in jeweils neuen poetischen Gestaltungsweisen Themen wie Fremdheit und Zugehörigkeit (In fremden Städten), Erinnern und Vergessen (Familienfest, Haus der Kindheit), Ausgestoßen-Sein und Weltentfremdung (Ausgrenzung, Zwei Leben und ein Tag) behandelt. Mitgutschs Texte dienen sich nie der jeweiligen Aktualität im Sinne des herrschenden Zeitgeists an, sie greifen vielmehr stets zentrale Anliegen des Menschseins und damit der Literatur auf. Ihre Sujetverwebungen stellen der Gegenwart die fortwirkende Vergangenheit gegenüber, legen Brüche, schmerzhafte Schnitte und Abgründe in Biografien offen und fragen letztlich unbeirrbar nach dem Wert und Gewicht eines Lebens, nach dem Grund von Schicksalen.
Das Dossier bündelt in literaturwissenschaftlichen Originalbeiträgen die zentralen Aspekte des Romanwerks von Anna Mitgutsch. Ein aktuelles Interview leitet in den Band ein, der im weiteren eine Werkbiografie, einen Rezensionenspiegel sowie eine umfangreiche Bibliografie bietet.
Mit Beiträgen von Joanna Drynda, Walter Grünzweig, Wolfgang Hackl, Evelyne Polt-Heinzl, Eva Steindorfer, Katrien Vloeberghs und Susanne Zobl.