Von Leone bis Tarantino: Der glorreiche Italo-Western als Breitwand-Kinobuch.
„Das Surreale, das Opernhafte, das Brutale und dieser männliche Humor, all das fasziniert mich am Spaghetti-Western“, sagt Quentin Tarantino. Hollywoods Pulp-Fiction-König hat nun mit „Django Unchained“ eine starbesetzte Hommage an das legendäre Filmgenre der Sechziger und Siebziger Jahre gedreht. Tarantino und seine Schauspieler Leonardo Di Caprio, Jamie Foxx und Christoph Waltz zeigen damit: Die Faszination für den extravaganten Inszenierungs-Stil großer Regisseure wie Sergio Leone und Sergio Corbucci, für den Sound Ennio Morricones und für Kino-Ikonen wie Clint Eastwood oder Franco Nero ist ungebrochen.
„Dreckige Spaghetti“, ein Buch im groß angelegten Breitwandformat, ist die richtige Einstimmung zum neuen Tarantino-Werk. Es blättert die glorreiche Geschichte des Italo-Western auf, der von 1964 bis Mitte der Siebziger Jahre rund 500 Filme hervorgebracht hat. Dabei stand für den Autor Uwe Killing weder die lexikalische Aufarbeitung noch eine nostalgische Rückschau im Vordergrund: „Das Buch ist in der Gegenwart verankert. Es möchte auf ein Genre blicken, das die Pop-Kultur und die damit verbundenen Mythen stark geprägt hat.“ Killing hat Magazine wie MAX und FHM als Chefredakteur geleitet und arbeitet heute als freier Kulturjournalist.
„Dreckige Spaghetti“ ist angelegt als 256 Seiten starkes Lese- und Blättervergnügen, bei dem die Blickwinkel ähnlich oft wechseln wie bei den experimentierfreudigen Regie-Großmeistern des Italo-Western. Lebendig erzählte Porträts und Berichte über die Entstehung des „Spaghetti-Stils“ werden immer wieder von opulenten Bilderfolgen unterbrochen. Es sind die Stars des Genre – von Henry Fonda bis Claudia Cardinale, von Klaus Kinski bis Lee van Cleef -, die neu und überraschend inszeniert werden. Zudem gibt es ausreichend Gelegenheit, verschollene Momente und echte Raritäten zu entdecken – wie beispielsweise die junge Iris Berben als feurige Rebellin oder den Schurken-Darsteller, der am häufigsten sterben musste. Die Themen, Frauen, Erotik und Freigeist der Sechziger Jahre werden ebenso reflektiert wie der generelle Einfluss des Italo-Western-Ästhetik auf das Kino. Regisseur Quentin Tarantino spricht im Interview über den Django-Mythos und seine großen Vorbilder.
„Dreckige Spaghetti“ ist ein Buch, das im besten Sinne den Rahmen sprengt. Es zeigt, wie radikal, wie bizarr und wie innovativ die im europäischen Staub entstandenen Filme waren. Für den Autor und seinen Art Direktor Martin Weiss war es eine besondere Herausforderung, diese Aura auch in der Gestaltung widerzuspiegeln. Zwei attraktive Extras runden das Breitwand-Erlebnis im Buchformat ab: Als Nachdruck liegt das Original-Programmheft zu Sergio Leones Klassiker „Für ein paar Dollar mehr“ aus dem Jahr 1965 bei. Ein Poster („Die Blüte des Italo-Western“) bietet dem Fan einen bislang einzigartigen Überblick über die wichtigsten Filme, Regisseure und Spielarten des Genres.
- Veröffentlicht am Donnerstag 18. Oktober 2012 von Hannibal Verlag
- ISBN: 9783854453826
- 256 Seiten
- Genre: Film, Musik, Sachbücher, Theater