drei monde

Gedichte

von , ,

Astrid Schleinitz’ poetischer Blick, noch an den Bildwelten des vordigitalen Zeitalters geschult, kreiert außergewöhnlich schöne Gedichte; durch fein gewobene Reminiszenzen hindurch greifen sie zurück in die Wunderkammern der Jahrhunderte. In manchmal überraschende Interpunktion gefasste Satzgefüge werden zu poetischen Tableaus: Die berühmten ‚drei Sonnen‘ aus Schuberts ‚Winterreise‘, überhitzte Wahnsinnsbilder eines zutiefst romantisch leidenden Gemüts, sind hier ausgekühlt in einer Welt von ‚drei Monden‘. Vielfach und vielfältig erloschen ist die Gefühlsaura des Sichtbaren. Wortmagie, Lautzauber, Melancholie, Sehnsucht – in den Gedichten der Astrid Schleinitz werden diese durch einen exakt geklärten Gedankengang ebenso wie durch eine beinahe fotografische Poesie der Farben, Formen, Töne angegangen. So erregen diese Gedichte im modernen Leser Gefühle: sie verweisen auf einen immensen Verlust in unserer Wahrnehmung.
Lioba Happel