Durch Zufall im Holocaust gerettet

Rückblick eines Israeli aus Posen, der das Krakauer Ghetto und deutsche KZs durchlitt und überlebte. 1927–2012

von

Aus dem Vorwort von Zwi Helmut Steinitz
Zufall und Eigeninitiative
Öfter wurde mir die Frage gestellt: „Wie erklären Sie Ihr Überleben im Holocaust?“ Diese Frage habe auch ich mir mein Leben lang gestellt. Kann man darauf überhaupt eine Antwort zu finden? Im Folgenden will ich mich damit beschäftigen, und zwar auf Anregung von Prof. Roy Wiehn insbesondere unter dem Gesichtspunkt ZUFALL, der in meinem Leben eine bedeutende Rolle spielte und noch immer spielt. Dabei ist auch mein Alter zur Zeit der Vertreibung meiner Familie aus Posen im November 1939 in Betracht zu ziehen, denn damals war ich gerade mal 12 Jahre jung. Doch meine vorzeitig abgebrochene Kindheit machte mich über Nacht zu einem frühreifen, fast erwachsenen Jugendlichen, der schnell lernen musste, sich unter den grauenhaften Bedingungen der Naziherrschaft zurechtzufinden.

Wachsamkeit und scharfe Instinkte haben dazu beigetragen, mich den Herausforderungen wiederholter ZUFÄLLE zu stellen, die schließlich unter völlig unterschiedlichen Umständen zu meiner Rettung führten. Mein Leben glich einem Glücksspiel. Und doch konnte das „Muttersöhnchen“ Helmut Steinitz dem deutschen Vernichtungsapparat tatsächlich entkommen! Im Folgenden werde ich meine Überlebensgeschichte darstellen und dabei auch versuchen, mein Verhalten in kritischen Streßsituationen zu schildern, und zwar im Hinblick darauf, welche Rolle der ZUFALL, aber auch die Eigeninitiative in meinem Leben spielten.

Tel Aviv, im Februar 2012