Echographien

Fernsehgespräche

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Was bedeuten Bombenabwürfe in Echtzeit für die Dekonstruktion der Präsenzmetaphysik? Kann man Hollywood mit Quotenregeln bekämpfen? Warum kann eine Kamera kein Zeuge sein? Was ist, wenn wir nicht mehr glauben können, was wir sehen? Welche Sendungen sieht Derrida sonntagmorgens?

Ende 1993 führt Derrida in seinem Haus in Ris-Orangis – von Scheinwerfern, Kabeln und Kameras eingekreist – mit dem Medientheoretiker Bernard Stiegler ein langes Gespräch. Im Mittelpunkt stehen medientechnische Entwicklungen, die damals ihren Durchbruch feiern: die Direktübertragung und das digitale Bild. Mit der gespenstischen CNN-Übertragung der Bombenabwürfe auf Bagdad in Echtzeit zielt das Fernsehen auf ein Plusquampräsens, das alle Selektions- und Manipulationsmöglichkeiten bei der Produktion der Bilder hinter einer vermeintlich objektiven Aktualität verschwinden lässt. Und mit der Ersetzung der analogen Fotografie durch das digitale Bild wankt der Realitätseffekt, den das analoge Bild – Roland Barthes zufolge – immer erzeugt, weil das Dargestellte ja einmal so vor der Kamera gewesen sein muss. Welche Folgen haben solche Entwicklungen für unsere Wahrnehmung, für unser Verhältnis zur Realität, zu Vergangenheit und Zukunft?