Edam und Ava

Ein Schüttelepos nach John Milton

von

Der Autor kultiviert in „Edam und Ava“ die Kunst des Blödelns. Allerdings geht er sowohl bei der Wahl des Stoffs als auch bei seiner Technik weit über die Konventionen des Schüttelreims hinaus. Schon die schiere Quantität von fast 1000 Versen (beziehungsweise 500 Schüttelreimen) dürfte für das Guinness-Buch der Rekorde in Betracht kommen. Viel ungewöhnlicher ist, dass hier nicht die üblichen zwei- oder vierzeiligen Kalauer zum Einsatz kommen, sondern eine längere, zusammenhängende Geschichte erzählt wird. Der Autor bedient sich in „Edam und Ava“ der archaischen Erzählform des Versepos, der Urform des Romans also. Der Stoff stammt aus dem Alten Testament, die Anregung von John Miltons Versepen Paradise Lost und Paradise Regained. Schöpfung, Sündenfall, Vertreibung aus dem Paradies, sowie Erlösung von der Erbsünde werden in höchst komischer Weise thematisiert, wobei der Autor es nicht beim bloßen Sprachunfug belässt, wie sich etwa an jener Passage zeigt, da der Erzengel Raphael zu Edam spricht:

Realität ist doch bloß Fiktion. Ich sing an dich

Das Schöpfungslob. Frag du nicht nach dem Ding an sich.

Immer wieder schiebt der Autor Kommentare über Wissenschaft, Kunst und das Problem des Freien Willens ein, die nur vordergründig komisch sind. Auch gelingen ihm zahlreiche Innovationen in der Schüttelreimtechnik, wenn zum Beispiel Luzifer Gott lästert:

Gott, zischte er, der Typ mit dem Apoll-Touch

Ist, wenn ihr mich fragt, doch ein eitel Tollpatsch.

Und über Edams Nöte als Single spottet Satan in der folgenden Weise:

Du schienst mir wieder, Sonne, aller Schönheit Norm, o helle,

frohlockte er, Edam, der hat beachtliche Probleme, hormonelle!

„Edam und Ava“ ist wohl der bislang originellste Beitrag zur deutschen Schüttelreim-Literatur, weil er der Konvention dieser Form völlig neue Bereiche erschließt.