Edition anthrazit im deutschen lyrik verlag

Gedichte

von

Ein Löwe hat heut Nacht gebrüllt,
ich habe ihn sofort erkannt
und bin zu Tode fast erschrocken:

wir haben einen weiten Weg vor uns.

Er schüttelt seine wilde Mähne,
er will nicht, dass ich auf ihm reite.
Unwillig lässt er sich herab,
mich trotzdem zu begleiten.

Jede Bewegung kann die letzte sein.
Gott, lass meine Hand nicht zittern,
die locker neben seinem Rachen hängt.
Jetzt wäre es für Reue doch zu spät.

Ich weiß nicht, ob ich rennen soll,
mein Löwenherz sagt ‚Ja‘
und schmerzt zugleich,
ihn so allein zurückzulassen.