„Fluchtgeschichten” ist ein Buch über neun Menschen, die ihre Heimat verlassen und um Asyl bitten mussten. Im Mittelpunkt stand für uns nicht die Frage, warum es dazu kam, sondern, was es aus ihnen machte. Wir wollten uns dabei nicht auf die sieben aktuellen Biographien beschränken, die in den letzten zwanzig Jahren nach Deutschland kamen. Wir wollten auch zwei historische Lebenswege einbinden, um zu prüfen, ob etwas gibt, das vielen Flüchtlingen und ihren Familien gemeinsam ist – unabhängig davon, warum und wann sie um Asyl baten. Die Wahl fiel bei den historischen Biographien auf zwei jüdische Lebensgeschichten, da sie zeigen, dass in Deutschland in jüngster Vergangenheit eine völkermordende Diktatur herrschte, vor der fast 280.000 Deutsche flohen, die vor allem in Europa und den USA Aufnahme fanden. Die Ermordung der sechs Millionen Juden führte nach dem Ende des nationalsozialistischen Terrors zu dem großzügigen Asylrecht der Bundesrepublik Deutschland, das 1993 vier Jahre nach der Wiedervereinigung stark eingeschränkt wurde. Als wir feststellten, dass alle neun Lebenswege noch Jahre oder gar Jahrzehnte von der Flucht geprägt sind, die Flucht also selten in ein normales Leben überging, begannen wir nach den Gründen zu suchen. Diese finden sich in den zahlreichen Begleittexten rund um die neun Flüchtlingsgeschichten. Es finden sich viele Antworten, allgemeingültig ist keine von ihnen. Unser Aufgabe als Museum zur Migrationsgeschichte sehen wir jedoch genau darin, auf die vielen Facetten und Gesichter von Migration aufmerksam zu machen.
- Veröffentlicht am Dienstag 24. Januar 2012 von Deutsches Auswandererhaus gGmbH
- ISBN: 9783000365812
- 152 Seiten
- Genre: Geschichte, Sachbücher