Mit der Veröffentlichung dieses Buches wird ein wichtiges kulturhistorisches Dokument jüdischen Lebens im Böhmen des 19. Jahrhunderts wieder zugänglich gemacht. Der volle Titel des 1834 in Leipzig veröffentlichten und seither nicht mehr gedruckten Romans lautet: Der jüdische Gil Blas. Herausgegeben und mit Anmerkungen begleitet von einem Unbefangenen. Als Autor wurde der aus Prag gebürtige Joseph S. Kohn identifiziert, der unter vielen Pseudonymen literarische, populärwissenschaftliche und satirische Texte verfaßte.
Die ersten Kapitel des Romans zeigen den Helden Nathan Meier in einer Reihe von Episoden, die an den Schelmenroman des Franzosen Alain-René Lesage Gil Blas de Santillane (erschienen 1715 ff.) anknüpfen, von dem der Titel entlehnt ist. Der Leser gewinnt jedoch immer mehr den Eindruck, das Hauptanliegen des Autors bestehe darin, die sich wandelnden oder aussterbenden Gewohnheiten der böhmischen Juden noch einmal genau für die Nachwelt festzuhalten. Kohn verknüpft seine lustigen, flüssig erzählten Episoden mit Beschreibungen, um – wie er selbst sagt – ‚die politischen, religiösen und häuslichen Verhältnisse der Israeliten so umfassend zu schildern, als es der begrenzte Raum der Romanform gestattet.‘
Wilma Iggers, Professorin für Germanistik am Canisius College in Buffalo/USA, Herausgeberin des historischen Lesebuchs Die Juden in Böhmen und Mähren hat den Text kommentiert und neben ihrem informativen Nachwort die erste Bibliographie des vergessenen Autors erstellt. Die Zeichnungen stammen von dem Maler und Grafiker Ernst M. Böhm.
- Veröffentlicht am Mittwoch 17. November 1993 von scaneg
- ISBN: 9783892355106
- 200 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur