Edition Serbische Lyrik · Herausgegeben von Dragoslav Dedović

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Die lyrischen Texte von Danica Vukicevic beschreiben die Wirklichkeit nicht, wie sie ist, obgleich manchmal hyperrealistische Bilder wie unter der Lupe die Hässlichkeit der äußeren Welt zeigen. Der Punkt, von dem solche Einblicke möglich sind, ist die Wirklichkeit, wie sie sein könnte, wie wir sie uns im Halbschlaf herbeigesehnt haben, in kindlicher Phantasie, die uns zu guter Literatur verführt.
Danica Vukicevic zeichnet die Zerstreutheit der sie umgebenden Welt präzise auf. Die Dichterin erfasst das Aufblitzen des Schönen im alltäglichen Gang der Dinge, manchmal auch die zerbrechliche und unzuverlässige Erinnerung an die Leichtigkeit des Seins.
Ihre Gedichte haben meist keine Titel und ‚erscheinen damit als Teile eines imaginären Ganzen‘ (Radmila Lazic). Aber dieses ‚imaginäre Ganze‘ ist Schauplatz einer Schlacht, manchmal eines Krieges der Stärkeren gegen die Schwächeren, des Wunsches gegen die Pflicht, des Graus der Transition gegen unser Bedürfnis, in Farben zu träumen.
Danica Vukicevics Texte zeigen uns eine Welt, die wir aus dieser Perspektive nicht kannten. Die Wirklichkeit ist längst banalisiert und ohne Zauber. Aber die Dichterin ist dennoch in der Lage, uns mit ihren Texten zu verzaubern, in Erstaunen zu versetzen, sich und uns für einen Augenblick aus der Falle des Lebens zu befreien. Es ist das uralte alchemistische Paradoxon der Dichtung; niemand weiß wie, aber manchmal geschieht es, dass die anonyme komplexe Hässlichkeit der Realität präzise benannt wird, wodurch sie für einen Augenblick ihre Macht über uns verliert. Eine schamanistische Bändigung der bösen Geister der Realität.

  • Veröffentlicht am Mittwoch 27. November 2024 von
  • ISBN: 9783854357346
  • 140 Seiten
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