Edition Wehrhahn

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Der Mensch, erklärt Immanuel Kant in seiner Schrift Über die Pädagogik, »ist nichts, als was die Erziehung aus ihm macht.« Obgleich seit der Frühen Neuzeit die Allgemeine Schulpflicht in immer mehr Territorien eingeführt wird, dauert es noch lange, bis die von allen Kindern durchgemachten Erfahrungen auch Eingang in die Literatur finden. Zu den frühesten Beispielen gehört die Satire über den Rektor Florian Fälbel, der mit seinen Primanern durchs Vogtland reist, ohne das Fichtelgebirge je zu erreichen. Fälbel ist ein Gymnasiallehrer der übelsten Sorte, ein »Pedant im Karakter«, so Jean Paul, der »jeden Tag eine andere Wissenschaft kursorisch« durchnimmt. Auf dem Programm stehen beispielsweise die Lobpreisung Gottes aus der Natur, Standardlächeln und Kratzfüße nach den Regeln der Rhetorik, Mundartenforschung, lateinisch Fluchen, Feldvermessung, Schafott-Tourismus. So skurril und komisch die Unterrichtsgegenstände auch sind, so gnadenlos autoritär erscheinen die Methoden ihrer Vermittlung. Damit eröffnet Jean Paul eine Tradition, die bis zu Robert Musils Zögling Törleß, Rainer Maria Rilkes Turnstunde, Joseph Roths Vorzugsschüler oder Friedrich Torbergs Schüler Gerber reicht.