Die Kunst ist die große Ermöglicherin des Lebens. Friedrich Nietzsche Vor Ihnen liegt Heft 50 der internationalen Zeitschrift für Photographie und Medienkunst, EIKON, und damit in vieler Hinsicht eine weite, aufregende und spannende editoriale Kunstreise, die 1991 unter gänzlich anderen photo- und medienkünstlerischen Prämissen, Herausforderungen und Gegebenheiten begonnen hat, als wir sie heute vorfinden.
So war damals zum Gründungszeitpunkt der Zeitschrift noch nicht absehbar, dass die künstlerischen Gebrauchsweisen photographischer Bildmöglichkeiten im Laufe der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts in Europa und darüber hinaus zu DEM Kunstmarktphänomen schlechthin werden sollten: keine Kunstmesse etwa, deren Programmatik nicht maßgeblich durch photokünstlerische Offerte bestimmt ist, eine Selbstverständlichkeit inzwischen auch die medien-, kunst- und bildwissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Photographie (was noch in den 80er Jahren weitgehend eine exotische Randerscheinung war). Keine Legitimierungsdebatten mehr, kaum mehr abfällige Bemerkungen über das scheinbar so triviale, banale und alltägliche Bildmedium Photographie, das wie kein anderes eine anthropologische Zäsur in der Geschichte der Bilder darstellt.
Von Beginn an hat sich EIKON dabei nicht als Photozeitschrift verstanden, sondern als Kunstperiodikum für photokünstlerische Auseinandersetzungen im Fokus von Bildender Kunst, Neuen Medien und inter/transdisziplinären, humanwissenschaftlichen Reflexionen. Von Beginn an war auch ihr Selbstverständnis das einer KünstlerInnenzeitschrift; fast alle Beiträge wurden und werden mit den KünstlerInnen konzipiert, seit 1995 durch Sonderpublikationen und Kunst-Editionen akzentuiert – EIKON hat sich immer in einem vor allem auch den jüngeren KünstlerInnen dienenden Engagement verstanden.
Ebenso wie nach den ersten zehn Jahren von EIKON gilt auch für das Heft 50: Kein Resümee, sondern mannigfaltige Fragen nach den zukünftigen Orten und Weisen künstlerischer Photoreflexionen, nach ihren möglichen Enden und potentiellen neuen, anderen Anfängen in einer sich unglaublich dynamisierenden und transformierenden Gesellschaft und Welt zu stellen. Das bedeutet auch eine nicht finalisierbare Auseinandersetzung über das Verhältnis von Bild und Gesellschaft im Angesicht künstlerischer Diskurse zu führen, vor allem aber auch, unablässig die Frage nach dem (künstlerischen) Begreifen der Welt ALS Bild aufzuwerfen. Das „Herz“ der Zeitschrift sind damit für uns die KünstlerInnen, denen wir unsere nun schon fast 14 Jahre dauernde Arbeit widmen und ihnen vor allem Dank für die Zusammenarbeit sagen möchten; ebenso allen AutorInnen, AbonnentInnen, den InserentInnen und SponsorInnen und Ihnen als gegenwärtige und hoffentlich auch zukünftige lesende WegbegleiterInnen unseres Periodikums.
Besonderer Dank gebührt den zuständigen öffentlichen Institutionen des Bundes und der Bundesländer Niederösterreich und Oberösterreich, ohne deren finanziellen Support EIKON die ersten fünfzig Ausgaben nicht hätte realisieren können; einen großen photographischen Dank deshalb vor allem an Johannes Hörhan und Gudrun Schreiber von der Kunstsektion im Bundeskanzleramt, Abteilung Fotografie, Film und Medienkunst, die vom ersten Heft an die Zeitschrift in kritischer, sachlicher und außerordentlich konstruktiver und vorbildlicher Weise bis heute begleitet haben; dass wir Ihnen nun EIKON seit vergangenem Jahr auch in englischer Sprache und mit besonderem Akzent auf die neuen EU-Länder präsentieren können, geht auf das Engagement von Staatssekretär für Kunst und Medien, Franz Morak, zurück, wofür wir ebenfalls Danke sagen.
„Der Photographieunkundige ist der Analphabet der Zukunft“, hat László Moholy- Nagy vor über siebzig Jahren geschrieben – wir hoffen, dass wir mit den ersten fünfzig Heften einen kleinen, aber essentiellen Beitrag für die photographische Alphabetisierung der Gesellschaft geleistet haben und dürfen etwas provokant schließen: Wer EIKON liest, ist kein „Analphabet der Zukunft“ mehr.
Carl Aigner, Gründungsherausgeber, für das EIKON-Team *
Das „Herz“ dieser Ausgabe pulsiert durch die vielfältigen Arbeitsweisen der vorgestellten Künstler. GREGOR ZIVICs Überlagerung von Innen und Außen evoziert ein malerisches Universum, während JUDITH HUEMER in buntfarbige Overalls gehüllt multiple Körperbilder zeigt. ANASTASIA KHOROSHILOVA begibt sich in ihren Portraits auf die Suche nach der Seele ihrer Heimat und das Künstlerpaar HELMUT und JOHANNA KANDL lässt in seinen (Video-)Arbeiten überlieferte Erzählungen und Erdachtes neue Wirklichkeit werden. Rainer Metzger, der seit Heft 46 exklusiv für EIKON Interviews mit Kulturschaffenden und Kulturpolitikern in den EU-Erweiterungsländern führt, zieht eine Zwischenbilanz und kommentiert den Status Quo der Kunstszene dieser Länder.
Von Bildersammlern und Ausstellungen, Büchern und vielem mehr erfahren Sie im Weiteren, zu dem ich Ihnen im Namen von EIKON viel Vergnügen wünsche.
Elisabeth M. Gottfried
- Veröffentlicht am Donnerstag 12. Dezember 2024 von ÖIP
- ISBN: 9783902250148
- 86 Seiten
- Genre: Film, Fotografie, Kunst, Loseblatt-Ausgabe, TV, Video, Zeitschrift