ein-blick

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Eine junge Frau im einundzwanzigsten Jahrhundert verliert sich in verklärten Tagträumen um ihre Vorfahren, bis ihr eines Tages ein Manuskript in die Hände fällt, in dem eine Frau aus ihrer Heimatgemeinde im grünen Herzen Österreichs im fortgeschrittenen Alter von achtzig Jahren den prägenden Teil ihrer Lebensgeschichte festgehalten hat.Damit taucht die Erzählerin gemeinsam mit dem Leser in eine bewegte Geschichte aus einer vermeintlich fernen Zeit ein, in der ein Mädchen von ihrer Kindheit und Jugend erzählt:Bereits wenige Monate nach seiner Geburt Ende 1919 stellt sich heraus, dass das Mädchen an einer Erkrankung des wachsenden Knochens leidet und in der Folge das Gehen nicht erlernen kann. Ins kleinbäuerliche Milieu und die Armut geboren können sich die Eltern die notwendige medizinische Behandlung nicht leisten. Durch eine glückliche Fügung wird dem mittlerweile siebenjährigen Kind die erforderliche Hüftoperation doch noch ermöglicht. Aber schon bevor das Mädchen richtig gehen lernt, muss es das Elternhaus verlassen und wird auf einem großen Bauernhof untergebracht.Fortan sieht das Mädchen diese Bauersleute als ihre neue Familie an und nimmt mit Selbstverständnis und Hingabe am Familien- wie auch am Arbeitsalltag teil. Doch es bleibt nicht allein bei tiefen Einblicken in das bäuerliche Leben der Zwischenkriegszeit. Unmerklich steigern sich die dem Kind zugeteilten Arbeitsaufträge, was sich auch nicht ändert, als für das Mädchen – aufgrund seiner Krankheit ohnehin verspätet – die Schulzeit beginnt. Anstatt nun mit seinem Schicksal zu hadern, nimmt das kleine Mädchen die schweren Kindheitstage sogar mit einer gewissen Dankbarkeit und Demut hin. Für das Kind stehen die Freude über lobende Worte, eine gute Mahlzeit und vor allem die Freude über die Möglichkeit, genau wie alle anderen am täglichen Leben teilhaben zu können, im Vordergrund. Wichtig ist nur, wahrgenommen zu werden und – natürlich – auf den eigenen Beinen stehen, sogar gehen zu können.Während das Mädchen zu einer jungen Frau heranwächst, ändert sich jedoch auch zusehends die Außenwelt. Die Rezession ist nicht nur in der Stadt sondern ebenso am Land deutlich zu spüren, bis schließlich der Anschluss an Hitler-Deutschland erfolgt. Bald stellt sich jedoch heraus, dass sich die großartigen Versprechen nicht bewahrheiten werden, sondern im Gegenteil in einen folgenschweren Krieg münden.Nach und nach werden immer mehr Männer zum Kriegsdienst eingezogen. Zurück bleiben Frauen, die ständig steigende Anforderungen bewältigen und die im Alltag im wahrsten Sinne des Wortes ihren Mann stehen müssen.Zwar dringen die Kriegshandlungen nicht bis in die Heimatgemeinde des Mädchens vor, die Geschehnisse aber gipfeln dennoch in furchtbaren Ereignissen, als die russischen Besatzungssoldaten im Frühjahr 1945 einmarschieren.Die junge Frau, die inzwischen vollkommen in den Sog der Ereignisse dieser vergangenen Zeit vertieft ist, muss sich schließlich eingestehen, dass ihre romantisch verklärten Vorstellungen über die Herkunft und das Leben ihrer Ahnen mit der Wirklichkeit wenig gemein haben.und ganz nebenbei scheint sich auch das Geheimnis um die Identität jenes „Mädchens“ zu lüften, das inzwischen ein alte Frau geworden ist, die sich bemüht, ihre Erinnerungen in Worten festzuhalten.