Ein Büstenhalter, ein Hut und … ein Gruß vom Führer

Erinenrungen an Kindheit und Jugend im Dritten Reich

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Auf einem restaurierten Bauernhof in der Dordogne lernte der Rösrather Autor Rolf Bellartz („Heidenangst“ u.a.) Xenia Stengel kennen.
Zusammen mit einem bunt gemischten Haufen von Leuten aus verschiedenen Generationen war die inzwischen einundneunzigjährige Seniorin in den Süden Frankreichs gekommen, um dort den Sommer zu verbringen.
Unter einem uralten Walnussbaum sitzend, erzählte die rüstige alte Dame
Erlebnisse aus ihrem bewegten Leben.
Zwölfjährige Mädchen, sechzehnjährige Jungen, Erwachsene um die dreißig sowie eine Handvoll Endvierziger saßen um Xenia Stengel herum und lauschten gebannt ihren Erzählungen aus Kindheit und Jugend zur Zeit des Dritten Reichs.
Als die alte Dame ihre Schilderungen schließlich mit dem Heiligen Abend des Jahres 1945 abschloss, zeigten sich die Zuhörer tief bewegt und gaben zu verstehen, dass sie überwiegend bislang unzureichende Kenntnisse dieser Zeit verfügten. Vor allen Dingen war sie ihnen noch nie aus der Sicht eines damals jungen Mädchens nahe gebracht worden war.
„Du bist eine Zeitzeugin, deren Geschichte für die Nachwelt festgehalten werden müsste.“ Bald gebe es niemanden mehr, der aus diesem Zeitabschnitt noch erzählen könne.
Bald schon keimte in Bellartz der Gedanke, Xenia Stengels Geschichte niederzuschreiben.
Nach anfänglichen Bedenken der Seniorin war sie schließlich doch bereit, dem Rösrather Co-Autor ihr Leben Reihenfolge zu erzählen. In zahlreichen Sitzungen entstanden Tonbandaufnahmen von nahezu sechs Stunden Länge.
Der Flug der „Hindenburg“, die Unruhen zur Zeit der Weimarer Republik, der Röhm-Putsch, die Machtergreifung durch die Nazis, die Reichskristallnacht, der Ausbruch des 2. Weltkriegs, Bombennächte und Fliegeralarme und schließlich der Zusammenbruch des 3. Reiches flossen aus ihr heraus.
Aber auch an angenehme Ereignisse wie den Aufenthalt im Kinderheim am „Frischen Haff“, die Ferien im Riesengebirge sowie an das Pflichtjahr auf einem Rittergut in Mecklenburg konnte Xenia Stengel sich noch erinnern, als lägen diese Erlebnisse erst kurz Zeit zurück.
„Das Schreiben ging dann viel leichter von der Hand, als ich zunächst gedacht hatte“, sagt Rolf Bellartz.
Im ständigen Austausch mit der Zeitzeugin entstand eine Autobiografie, die durch stellenweise eingesetzte Dialoge und Handlungssequenzen romanhafte Züge aufweist und in der es oft richtig spannend wird.