Ein Leben für soziale Gerechtigkeit: Heinrich Ritzel

Biografie + Theaterstück

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Das Buch beinhaltet thematisch Leben und Wirken von Heinrich Ritzel (HR), geb. 1893 in Offenbach und 1971 in Basel gestorben.
Es gliedert sich in zwei Teile: 1. Biografie, 2. Theaterstück.
Als inhaltliche Zusammenfassung beider Teile, hier eine Kurzbiografie:
Nach dem Besuch der Volksschule war HR seit 1907 im Verwaltungsdienst seiner Vaterstadt tätig. 1913 wurde ihm aufgrund literarischer Arbeiten das „Künstler-Einjährige“ (Hochschul-Berechtigung) zuerkannt. Aus dem Kriegsdienst (vom Frühjahr bis Herbst 1915) wurde er nach wenigen Monaten „wegen Dienstbeschädigung“ entlassen. Seit 1915 gehörte er der SPD an – bis zu seinem Tode. Als Werkstudent studierte er, neben seiner Arbeit bei der Stadtverwaltung Offenbach, acht Semester Jura, Philosophie und Volkswirtschaft an der Akademie der Arbeit in Frankfurt/M. und an der Univ. Gießen.
1919-29 war HR höchst erfolgreicher Berufsbürgermeister von Michelstadt; 1930 wurde er Oberregierungsrat, später stellv. Direktor bei der Provinzialdirektion Oberhessen in Gießen. 1924-30 (und 1950) vertrat er seine Partei im Hess. Landtag, 1930-33 im Reichstag.
HR war ein überzeugter Demokrat und Sozialist und gehörte zu den SPD-Abgeordneten, die mutig gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmten. Ihm wurde in der Folgezeit als engagierter Widerstandskämpfer großes Leid zugefügt – und nur die Flucht in die Schweiz (Basel) rettete sein Leben.
Regelmäßige Zuwendungen erhielt Ritzel dort von dem Juden und Mehrheitsaktionär der Societé Générale de Surveillance in Genf, Jacques Salmanowitz, dem HR Analysen über die politische Lage in Deutschland übersandte. Veröffentlichungen in Basler Zeitungen, Kurzkrimis sowie die Inseratenakquisition für das Monatsorgan der Europa-Union sicherten notdürftig den Lebensunterhalt seiner Familie. Seine erste Frau und sein ältester Sohn starben im Schweizer Exil.
1939-47 war HR Generalsekretär der parteiunabhängigen Europa-Union in Basel und lieferte der Politischen Polizei in Basel „Lageberichte“ zur Bekämpfung des Nationalsozialismus in der Schweiz. 1945 veröffentlichte er – noch im Schweizer Exil – die Programmschrift „Demokratisches Deutschland“ zusammen mit dem ehemaligen Reichskanzler Dr. Wirth, dem ehemaligen Preußischen Ministerpräsidenten Dr. Braun, dem Staatsanwalt Dr. Hoegner und dem Schriftsteller Dr. Kind-Kiefer. Des Weiteren, im gleichen Jahr, erschien „Kampf um Europa“, welches er zusammen mit Hans Bauer herausbrachte. Ritzel profilierte sich damit zu einem engagierten Verfechter eines vereinigten Europa!
Unmittelbar nach Kriegsende organisierte HR als Sozialdirektor der Schweizer Europa-Union Lieferungen von Hilfsgütern nach Deutschland. 1946 kehrte er nach Deutschland zurück. Von 1949-65 war HR Mitglied des Deutschen Bundestages, übernahm den Vorsitz im Geschäftsordnungs-Ausschuss, der zugleich für Fragen der Wahlprüfung und Immunität zuständig war. Ebenso war HR Mitglied des Haushaltsausschusses und stellv. Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. 1952 veröffentlichte er einen Kommentar zur Geschäftsordnung des Bundestags, der unter dem Namen „Ritzel/Bücker“ fortgeführt wird. Auch verfasste er ein Buch mit dem Titel „Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland“ – und seine Kurt-Schumacher-Biografie ist 1972, posthum, erschienen.
Wegen seiner großen Verdienste wurde er mit Ehrungen überhäuft: Ehrenbürger von Michelstadt und Groß-Umstadt; Ehrensenator des Weizmann-Institutes in Rehovot (Israel); das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern; die Wilhelm-Leuschner-Medaille und die Freiherr-vom-Stein-Plakette.
Er wohnte in Michelstadt mit seiner zweiten Frau bis zu seinem Tode 1971.
Lokalpolitisch bedarf sein Engagement für die Interessengemeinschaft Odenwald (IGO) eine besondere Würdigung: er war einer der Gründer und langjährige Vorsitzender dieser regionalen Gemeinschaft.