Kaiserslautern in den neunziger Jahren: Christian Baron erzählt die Geschichte seiner Kindheit, seines prügelnden Vaters und seiner depressiven Mutter. Er beschreibt, was es bedeutet, in diesem reichen Land in Armut aufzuwachsen. Wie es sich anfühlt, als kleiner Junge männliche Gewalt zu erfahren. Was es heißt, als Jugendlicher zum Klassenflüchtling zu werden. Was von all den Erinnerungen bleibt. Und wie es ihm gelang, sich aus elenden Umständen herauszuarbeiten.
Für die anderen waren sie „die Asozialen“. Während seine Mitschüler mit ihren Eltern in den Urlaub flogen, einander vor dem Zubettgehen aus Büchern vorlasen und häufig in Restaurants aßen, gingen sie zur Tafel, hingen den ganzen Sommer im Wohnblock ab, kannten die besten Kinderbücher nur als Filme. Heute, da Christian Baron als Erster in seiner Familie zu Abitur und abgeschlossenem Studium gelangt ist, sucht er in seiner Vergangenheit nach Antworten. Er reist nach Kaiserslautern, dieser west-pfälzischen Stadt, in der die Pro-Kopf-Verschuldung so hoch liegt wie fast nirgendwo sonst in Deutschland. Er trifft seine Geschwister, die alle ohne Ausbildung von Hartz IV leben. Er versucht zu verstehen, wie aus seinem Vater ein Alkoholiker und Schläger werden konnte, der sich irgendwann nicht mehr für seine Kinder interessierte und mit nur 43 Jahren an seiner Sucht krepierte. Er trifft seine Tante, mit der er in Erinnerungen wühlt an seine Mutter, die an Krebs starb, als er zehn Jahre alt war. Vor allem aber trifft er auf sich selbst – als Kind und als Erwachsener.
Ein Mann seiner Klasse
von Christian Baron