Die Sprache Amerikas: Das ist nicht nur Kriegsdrohung und Börsenkrach. Das waren zuerst die Sprachen der Ureinwohner, die als erster Roger Williams in seinem Buch ‚A Key to The Language of America‘ im Zusammenhang mit den indianischen Lebensweisen und Bräuchen beschrieb. Dieses Buch legte Rosmarie Waldrop ihrer Erkundung der heutigen Lebens-Sprachen Amerikas zugrunde: Indem sie seine Struktur übernimmt – zu jedem Aspekt menschlichen Lebens gibt Williams eine Wortliste, anthropologische Beobachtungen und ein Gedicht – montiert sie ein vielfach gebrochenes Kaleidoskop des Verhältnisses zum ‚Anderen‘ als Frau oder Fremden.
In der Einleitung schreibt Rosmarie Waldrop: ‚Ich lebe in Roger Williams’ Land. Ich bin ‹drüben› geboren, in Deutschland. Das damals Nazideutschland war. Ich bin nicht Jüdin. Ich bin auf der Seite der (damaligen) Sieger geboren. Ich immigrierte in die USA, das Land der Sieger, als eine Weiße, europäisch erzogen, die es nicht zu schwierig fand, zu Jobs, zu einem akademischen Abschluß und einer Stelle an der Hochschule zu kommen. Wie Roger Williams bin ich, was meine Stellung unter den Privilegierten, den ‹Eroberern› angeht, ambivalent. Aber bin ich unter ihnen? Ich bin weiß und gebildet. Ich bin eine Frau und eine Dichterin. Dichter werden heutzutage für Randfiguren im Leben der Gesellschaft erachtet, von zweifelhaftem sozialen Nutzen. Als Frau erscheine ich nicht als Erobererin im Hütchenspiel der Archetypen, sondern als erobert.‘
- Veröffentlicht am Samstag 28. Dezember 2024 von Urs Engeler
- ISBN: 9783905591828
- 144 Seiten
- Genre: Belletristik, Deutsch-Englisch, Zweisprachige Ausgaben