In Skopje entsteht nach Regierungsplänen für mehrere Hundert Millionen Euro ein nagelneues antikes Stadtzentrum, das Projekt „Skopje 2014“. Etwa dreißig Regierungsgebäude, Museen sowie unzählige Monumente in klassischer Anmutung, die Skopje mit Rom und Athen in eine Reihe stellen, sind bislang in der mazedonischen Hauptstadt entstanden. Teils unter Einbeziehung des sozialistischen Baubestands. Eine Stadt sucht ihre Zukunft in der Geschichte; Mazedonien erfindet sich als Nation von historischem Rang nach dem Modell einer Antike, die es so nie gegeben hat. „Klappt das? Kaufen wir ihm seine Geschichte ab?“
In „Eine bessere Geschichte“ wird das Skopje der Gegenwart zur Ausgrabungsstätte, an der sich in Echtzeit mitverfolgen lässt, wie Geschichte gemacht, die Antike konstruiert, historische Einzigartigkeit durch Nachahmung hergestellt wird und die Übergänge zwischen Wahrheit und Fälschung unscharf werden, sobald etwas nur oft genug auf Ansichtskarten festgehalten worden ist. Aus mehreren unterschiedlichen Sichtweisen auf das aktuelle Baugeschehen in Skopje entsteht ein Vexierspiel über Vielvölkerstaaten und das Phantasma nationaler Reinheit, über Romantik und Liebe, das Verhältnis von persönlicher Erinnerung und kollektivem Gedächtnis und darüber, wie eine Geschichte aus leeren Behauptungen Bestand haben kann.
Dabei geht es nicht nur um goldene Zeitalter und gute alte Zeiten; es geht auch um die Herkunft Europas und die Frage, wer dazugehört. Darum, wem das Erbe der Antike gehört, wer überhaupt wo hingehört, um Migration und die Kriterien, nach denen darüber entschieden wird, wer drin ist, wer draußen und mit welchem Recht. Und dass Europa aus dem Osten kommt.
Eine bessere Geschichte
A Better History