Eine menschliche Sau

von

Die große Kunst von Gerhard Polt ist – neben seiner unglaublichen Bühnenpräsenz –, wie er Figuren schafft, die so real sind, dass man sie zu kennen glaubt, es einen aber zugleich schaudert, weil man sie gar nicht kennen und am allerwenigsten in sich selbst wiederentdecken möchte. Ihnen legt er eine verblüffend verquere Kausalität in den Mund, sie entwickeln ihre ganz eigene Logik: in sich richtig, an sich falsch. Da ist der Nachbar, welcher einen schwunghaften Menschenverleih mit zwei Ukrainern betreibt – denn auch in Deutschland gibt es nicht alles, etwa Menschen, die arbeiten wollen. Und wir lernen einiges, beispielsweise, dass man auch mal Ja sagen muss – auch wenn’s ein Ja zum Nein ist. Und überhaupt ist am Ende unsere Menschenkenntnis um einige so unterspannte wie maliziöse, vor allem aber furchtbar normale Typen größer; unsere Furcht vor dem Menschen aber auch.