Eine tausendmal wiederholte Lüge

Roman

von

Um der Anonymität seines gewöhnlichen Lebens zu entkommen, der Einsamkeit beim Schreiben und dem Vergessen durch künftige Leser, erfindet der Erzähler ein monumentales Werk und seinen Autor – Oscar Schidinski, einen ungarischen Juden mit wechselvollem Leben – dazu eine Vielzahl an Protagonisten und Geschichten.
Mit wachsender Begeisterung erzählt er seinen Mitreisenden im Stadtbus über das Unglück des Zebramanns von Polvorosa, das Chaos im Postwesen von Granada, den Fluch eines Seemanns namens Albrecht sowie über die Erinnerungen des alten Afonso Cão, dem Freund von Cassiano Consciência, Rechtsanwalt und Besitzer des einzigen bekannten Exemplars des Romans „Die eroberte Stadt“, Oscar Schidinskis Meisterwerk.
Immer großartigere Handlungsstränge des erfundenen Romans, immer konkretere und abenteuerliche biografische Details seines angeblichen Autors entwirft er, verstrickt sich in literarische Konstruktionen und Exkurse über die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts und die Weltliteratur, löst sie elegant wieder auf und stellt gelegentlich alles infrage, was er zuvor spannungsreich aufgebaut hat – einschließlich seiner eigenen Biografie –, um zu erzählen und zu erzählen, wie eine moderne Scheherazade, der niemand mehr zuhört.
Und während der Stadtbus durch das Viertel Cedofeita in Porto fährt, reist, wer ihn erzählen hört, von Belize nach Budapest, über Honduras, die Alpen, Toulon oder Lissabon.
Ruhm wird der Erzähler nie erringen – es sei denn in kurzen Augenblicken oder im Geist seiner merkwürdigen Routine – doch möglicherweise findet er auf diesem Weg seine Liebe. Oder ist auch das nur eine Erfindung?