Elisabeth Rosenthal

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Geht es bei Elisabeth Rosenthals Alter Ego nicht um viel mehr als ein reines Rollenspiel, um mehr als einen Modus, eine konsequent ästhetische Erfahrung der Welt zu verfechten oder gesellschaftliche Normen zu hinterfragen? Denn im Gegensatz zu den Travestien einer ‚Femme Queen‘ ist das Projekt der Künstlerin universal angelegt und weltbildend. In ihrer sich in allen Medien der Kunst artikulierenden Auseinandersetzung mit der Nachahmung geht es ums Ganze. Wesentlich sind dabei die Schöpfung neuer Formen, die Entstehung, das Werden. Zwar mag das Meer imaginiert und ihr Matrose einem Pin-up-Girl nachempfunden sein. Doch wirkt der unabdingbare Rettungsring des Sailor-Single weniger ironisch als heroisch. Rosenthal hat mit ihrem Alleinreisenden ein besonderes Kreativitätsmodell im Visier. In ihrer Arbeit weicht die aus der Romantik hervorgegangene Metapher der Schiffsreise als Subjektwerdung einer neuen Metaphorik der Formwerdung. Rosenthals ‚Ich‘ ist auch ‚ein anderer‘, ein Sailor-Single, das nicht denkt, sondern gedacht wird, das sich und die Welt um sich herum weniger reflektiert als sich nachahmend, mit- und umgestaltend an ihren Prozessen zu beteiligen.