Epik

Prosa

von

Mit zehn Kurzgeschichten wird die fast ein halbes Jahrhundert umfassende Chronologie der Ereignisse in Vietnam belletristisch erzählt: Aus der Zeit, kurz vor der ideologischen Teilung, wird in „Die Insel der Feuerkrabben“ an die einsame Kindheit eines Jungen in einem Dorf Südvietnams erinnert, begleitet von vielen verworrenen politischen und kulturellen Veränderungen. „Das Drama im Dschungel“ erzählt dagegen eine grausame Begebenheit im Regenwald Nordvietnams während des Widerstandskampfes gegen die französische Herrschaft. In „Augenzeuge“ wird der Fall eines Meteorsteins durch einige Augenzeugen humorvoll und einfühlsam berichtet.
Mit „Das Haus der Dritten Glückseligkeit“ können die Leser ein Stück kultureller vietnamesischer Mentalität durch die Lebensgeschichte einer Mutter erfahren, die in einem Vergnügungshaus vor Ausbruch des Vietnamkrieges arbeitete. In „Die Philosophie der Haare“ werden Sinn und Sinnlosigkeit der Studentenbewegungen der sechziger Jahre von einem vietnamesischen Studenten, melancholisch und spitzzüngig bewertet. Nach der Vereinigung im Sozialismus erzählt in „Die Regenmelodie“ ein kastrierter Operdarsteller einem Reporter seine Lebensgeschichte mit dramatischen Rückblenden. Über den Flüchtlingsstrom der achtziger Jahre: „Frühstück in New York“, eine moderne Dreieckbeziehung, und „Nächtliche Klingel“, das Schicksal eines vietnamesischen Waisenjungen aus Sicht eines deutschen Seelsorgers mit einem überraschenden Ende. Mit „Das Stigma der Ölsardinen“ werden Erinnerungen des Protagonisten aus seiner Studentenzeit wach, mit Aktivitäten am Bahnhof im Nationalsozialismus und heute. Der Erzählband wird mit „Das Festmahl gen Himmel“, ein Kindertraum mit gegensätzlichen Figuren, belletristisch und gaumenfreudig abgeschlossen.