Erlesen und Einzelbände

Mailänder Reflexionen

von

Pathos und grelle Farben sind seine Sache nicht. Mit wohltuender Scheu, ja Demut, tastet sich Karl Lubomirski mit Worten und Bildern an die Widersprüche des Lebens heran. Doch fehlt es dabei keineswegs an Schärfe, und die Gewandtheit und Sicherheit, mit der er die Klinge führt, zeigen den Meister, der die Sprache wie ein scharf geschliffenes Schwert virtuos einzusetzen weiß.
Was gesagt werden muss, wird gesagt. Lubomirski nimmt sich in diesem Band wichtiger Themen an und legt schonungslos Kleingeistigkeit und Verlogenheit bloß. Und doch – oder vielleicht gerade deshalb – findet sich viel an Hoffnungsvollem, an Wahrhaftigem in seinen Gedanken. Mit wenigen Worten trifft er genau dort, wo er treffen will – ins Herz und ins Hirn.
Er demaskiert alles Unechte, er blickt hinter den Schein, hinter die Fassade und entdeckt die Wahrheit, ohne anmaßend zu sein. Eindringlich, unaufhaltsam führt er uns und lässt uns sehen, was er sieht, lässt uns fühlen, was er fühlt – und wir gehen gern mit auf diese Reise nach innen, lassen uns gern den Spiegel vorhalten, in dem wir hoffen, einen Teil von uns selbst zu finden.
Karl Lubomirski braucht nicht viele Worte, ihm gelingt, mit wenigen alles zu sagen, und in jedem seiner Gedanken steckt ein Sinn, steckt eine Wahrheit, die man staunend begreift. Eine Bereicherung, eine Herausforderung für den Geist, eine Wohltat für die Seele!

Karl Lubomirski, Jahrgang 1939, Träger mehrerer Literaturpreise, lebt und arbeitet als freier Schriftsteller bei Mailand. Seine Werke – an den Universitäten von Mailand, Verona und Parma entstanden darüber Dissertationen – wurden bereits in vierzehn Sprachen übersetzt. Die Genauigkeit der Betrachtung und der souveräne Umgang mit der Sprache zeichnen den Dichter Karl Lubomirski ebenso aus wie die leidenschaftliche Teilnahme am Leben des Menschen. Seine Werke gehören zu den besten, die heute in deutscher Sprache geschrieben werden.